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Zwischen Tradition und Wandel: Ein Blick auf die Landjugend einst und heute - Bezirk Pinzgau

| Kultur & Brauchtum

Vergleicht man die Landjugend heute, mit jener von vor einigen Jahrzehnten denkt man vielleicht auf den ersten Blick, dass nichts mehr ist, wie es war. In mancherlei Hinsicht sind die Dinge allerdings noch sehr viel ähnlicher als man meinen würde. 

Der Anfang jedes Landjugendjahres, die Jahreshauptversammlung wurde schon in älteren Zeiten würdig zelebriert. Versammlungen, welche sich lediglich über eine halbe Stunde erstrecken, dürfte es damals so wohl nicht gegeben haben. Es war nicht selten, dass es anstatt eines Videos oder einer PowerPoint-Präsentation, wie es aktuell meist der Fall ist, ein Theaterstück als Tätigkeitsbericht oder einfach zur Belustigung der Anwesenden, aufgeführt wurde. Das heute manchmal angewandte Format „Ehrengäste im Gespräch“ dürfte wohl auch damals bereits bekannt gewesen sein, wie man im Bild, mit Bundesbäuerin a.D. Aloisia Fischer am Mikrofon, erkennen kann. Momentan ist es eher selten der Fall, dass bei landjugendlichen Wahlen mehrere Kandidatinnen und Kandidaten für ein Amt zur Verfügung stehen. Vor einigen Jahren war dies allerdings absolut keine Seltenheit. Neben den JHVs gab es alle zwei Jahre ein weiteres Highlight auf Bezirksebene, einen Bezirksball. Dieser fand in Maishofen statt und wurde Mithilfe der OGs durchgeführt. 

Die Bewerbe über das Jahr hinweg blieben weitgehend erhalten und werden nach wie vor durchgeführt. So mancher Wettkampf ist allerdings nurmehr aus Erzählungen bekannt. So gab es beispielsweise das Wettmelken, wie es heute oft eine Nebenattraktion oder Kindeprogramm ist, als separaten Wettkampf. Gemolken wurde nicht an irgendeinem Gummieuter in einem Gestell, sondern an einer Kuh. Es wäre sonderbar, hätte es keine Diskussionen über die Fairness gegeben, wenn die Kuh in einem für den Melker scheinbar ungünstigem Zustand war. Bei einem anderen Bewerb hingegen werden die Leistungen wohl nicht vom Laktationszustand eines Rindes abhängig gewesen sein – dem Redewettbewerb. Ob die Themen nach wie vor ähnlich sind, wie damals wissen wohl nur noch die Rednerinnen und Redner selbst. Andere Bereiche hingegen sind sicherlich eher kurzlebig. Was beim Bezirksredeentscheid 1995 in Unken allerdings voll im Trend war, war das Pult beim Reden, so zumindest auf den Bildern. So mancher Trend lebt auch heute wieder auf, wenn auch nur zu Fasching - so zum Beispiel im Sportbereich. Wenn man die Fotos der früheren Schirennen betrachtet, ist es gar nicht so abwegig, dass diese bei einem Schirennen heute geschossen worden wären. Ebenso finden alte Veranstaltungen den Weg zurück auf die Bühne der Landjugend. Traktor-Geschicklichkeitsfahren finden aktuell wieder vermehrt statt. Früher waren diese gang und gäbe.

Viele Wettbewerbe, Seminare, Kurse und Feste haben sich über die Jahre hinweg sicherlich entwickelt und verbessert. Viel Wissen konnte generiert, bewahrt und weitergegeben werden. Landjugendgruppen konnten sich im Laufe der Jahre vieles aufbauen und erarbeiten. Freundschaften für die Ewigkeit wurden geknüpft. Schlussendlich wurden früher sicher manche Dinge so gemacht, dass man sich davon etwas abschauen kann. 

Rupert Perwein (1984 – 1987) Leogang

 

Wie alt warst du, als du in der Bezirksleitung tätig warst? Mit wem warst du? 

Ich war 23 Jahre alt, als ich das Amt des Bezirksleiters übernommen habe, im 1. Jahr war  Helga Hutter an meiner Seite, danach kam die damals genannte Lana? Lisi aus Bramberg mit in die Leitungsposition.

Was hat dich motiviert in so jungen Jahren ein Ehrenamt anzunehmen?

Ich war vorher einige Jahre im Ausschuss der Landjugend Leogang tätig unteranderem auch Leiter Stellvertreter. Da die Obmann Position gut besetzt war, hatte ich nicht wirklich eine Chance, aber ich wollte trotzdem gerne Verantwortung übernehmen. Einer meiner Arbeitskollegen, welcher später auch Landesleiter wurde, vermittelte mich dann quasi zum damaligen Bezirksleiter Bruno Neumayr.

Nach einigen Gesprächen zu Hause und auch mit der Arbeit habe ich mich entschlossen dieses Amt übernehmen zu wollen. Es gab dazumal noch keine Handys somit durften auch viele Telefonate über die Firma getätigt werden. Als es dann soweit war habe ich mich sehr gefreut und ich war motiviert etwas bewirken zu dürfen.

Was war dein Highlight während deiner Zeit in der Bezirksleitung?

Natürlich gibt es kleiner und größere Highlights, aber eines ist mir und wird mir auch immer sehr in Erinnerung bleiben

Wir durften der Lebenshilfe einen Bus übergeben, es wurde von allen Ortsgruppen gemeinsam über 1,5 Jahre lang Geld gesammelt und dann gespendet, dies wurde bei der Bezirkssitzung besprochen und ausgemacht. Jeder leistet seinen Beitrag ohne großen Widerspruch. Das Fahrzeug wurde dann bei einem Nachmittagskränzchen im Festsaal Saalfelden mit einer Messe geweiht

Welche Herausforderungen galt es während deiner Zeit in der Bezirksleitung zu bewältigen?

Puh, Herausforderungen sind schwer zu finden, natürlich schwebt mir das Positive wesentlich mehr in Erinnerung. Eigentlich gibt es nichts richtiges Negatives, vielleicht dass manche Landjugenden einen stärkeren Anstoß brauchten, aber das war alles schaffbar.

Was konntest du dir aus deiner Zeit in der Bezirksleitung mitnehmen oder was konntes du lernen bzw. was prägt dich bis heute?

Allein hat man bei vielen Dingen keine Chance etwas zu bewerkstelligen nur in der richtigen Gruppe kann man viel bewegen. Auch später im Familienleben läuft es gleich, mit Zusammenhalt kann vieles geschaffen werden.

Junge und aktive Leute dürfen das Ortsgeschehen mitgestalten und Verantwortung übernehmen, dass hat mich damals schon fasziniert und auch heute noch finde ich den Einfluss der Jugend dringend notwendig.

Die Landjugend ist ein schnelllebiger Verein. Was hat sich seit deiner Zeit in der Bezirksleitung maßgeblich verändert?

Wie wir bereist schon bemerkt haben ist vieles ziemlich ähnlich, doch das ist nicht unbedingt schlecht – es zeigt nochmal umso mehr, dass die Landjugend ein Traditionsverein ist und auch über Generationen so bleibt. 

Doch ein gravierender Unterschied ist das Alter, früher bei meiner ersten Jahreshauptversammlung in Eschenau die ich besuchen durfte, fragte ich mich „wo ist die Jugend?“ denn alle waren um die 30 Jahre alt. Heute findet man in diesem alter nur mehr sehr wenige Landjugend Mitglieder. Ich zieh den Hut vor jungen Menschen die ein Ehrenamt und eine dahingehende Verantwortung übernehmen, sie wirken aber auch um einiges selbstbewusster und reifer als zu meiner Zeit. Es freut mich sehr junges Geschehen beobachten zu dürfen.

Ebenso wird die Landjugend immer weniger bäuerlich, das hat aber auch zu meiner Zeit schon stark begonnen, vor allem in größeren Gemeinden beziehungsweise Landjugenden.

Würdest du wieder den Schritt in die Bezirksleitung machen?

Eindeutig Ja! Es wäre eine tolle Gelegenheit nochmal mit Freude diese Erfahrungen sammeln zu dürfen, nochmal diese Menschen kennen zu lernen und mit Jung und Alt so eng zusammenzuarbeiten. Gemeinsame Lösungswege zu finden war wirklich beeindruckend.

Was empfiehlst du jungen Funktionär:innen heute?

Traut euch etwas zu und gebt Traditionen in der Landjugend weiter. Bleibt ihnen treu, denn nur so ist die Landjugend auch heute noch die größte Jugendorganisation. Natürlich sollte man mit der Zeit gehen und Veranstaltungen dahingehend passend gestalten so war der, wie ihr ihn heute kennt 4er Cup damals die Raiffeisenrallye.

Hat dir die Tätigkeit in der Bezirksleitung berufliche Vorteile verschafft? 

Berufliche Vorteile nicht direkt eher in den persönlichen Weiterentwicklungen hat es mir geholfen. Durch diverse Schulungen wurde das Selbstbewusstsein und die Kontaktfreudigkeit gestärkt, so konnten laufend neue Kontakte geknüpft werden und sich gegenseitig geholfen und auch Ratschläge ausgetauscht werden.

Das möchte ich der Landjugend Pinzgau sagen/mitgeben:

Ich glaube die LJ Pinzgau hat bis heute noch ähnliche Veranstaltungen wie zu meiner Zeit vor 35 Jahren, das ist sehr schön zu sehen das Tradition so an die Jugend weitergegeben und angeboten wird, egal ob auf Bezirks -, Landes -, und Bundesebene.

Nebenbei:

Bei uns gab es damals das, ich glaub es hieß, Bundesfunktionärstreffen. Aus allen Bundesländern trafen sich Funktionäre an einem Ort. Innerhalb einer Woche sind Freundschaften entstanden, welche noch heute Bestand halten. Wenn man gerade in der Nähe ist, bleibt ein Besuch bei alten Bekannten natürlich nicht aus. 

Elisabeth Wöhrer (1985 – 1987) – Bramberg

 

Wie alt warst du, als du in der Bezirksleitung tätig warst? Mit wem warst du? 

Ich durfte mit 23 Jahren eine Periode lang, also 2 Jahre, mit Perwein Rupert die Funktion als Bezirksleitung ausüben.

Was hat dich motiviert in so jungen Jahren ein Ehrenamt anzunehmen?

Es war nicht mein erstes Ehrenamt, ich war bevor ich in der Landjugend aktiv war schon in der Kirche tätig. Als ich 15 Jahre alt war, bin ich der Landjugend Bramberg beigetreten und fühlte mich sehr wohl, ich habe eine Herausforderung gesehen die ich meistern wollte, so durfte ich später auch als Leiterin mitwirken. Im Bezirk war ich zuvor Kassierin und dann wurde ich Bezirksleiterin.

Was war dein Highlight während deiner Zeit in der Bezirksleitung?

Meine Landjugendzeit war geprägt von unzähligen Highlights, es war nett im Bezirk und auch mit den Ortsgruppen zusammenzukommen sowie auch zusammenzuarbeiten. Ich habe mich auch immer besonders gefreut, wenn ich zu den Jahreshauptversammlungen der Ortsgruppen eingeladen wurde. Ebenso Highlights waren für mich auch immer die Landjugendreisen die vom Landjugend Referat organisiert wurden, sowie auch die verschiedensten Bewerbe. Ein weiteres Highlight war auch die jährliche Landesvollversammlung in Radstadt. Es war immer beeindruckend so viele junge Leute und leben in einem Raum zu erleben. 

Welche Herausforderungen galt es während deiner Zeit in der Bezirksleitung zu bewältigen?

Es war mir immer wichtig, dass alle Mitglieder bei Veranstaltungen wieder sicher und heil zurückgekommen sind, was nicht immer ganz so einfach war. Ich habe versucht eine Linie vorzugeben, dass jeder auf jeden ein wenig schaut und aufpasst.

Was konntest du dir aus deiner Zeit in der Bezirksleitung mitnehmen oder was konntes du lernen bzw. was prägt dich bis heute?

Ich durfte viele Positive Erlebnisse haben und tolle Leute kennenlernen, meine Persönlichkeit ist bei der Landjugend sehr gereift und es hat mich zum positiven geprägt. Ich durfte vieles lernen, Spaß haben aber zugleich auch Verantwortung übernehmen.

Würdest du wieder den Schritt in die Bezirksleitung machen?

Ja, das könnte ich mir schon vorstellen. Ich würde manche Sachen anders machen, aber wenn man jung ist, ist man spontaner und hat nicht immer alles ins letzte Eck geplant denn es kommt so wie es kommen soll und genau so hat es damals auch gepasst.

Was empfiehlst du jungen Funktionär:innen heute?

Man muss zusammenhelfen, sich gegenseitig Wertschätzen und man darf das lustig sein nicht vergessen, denn nur so lässt sich vieles meistern. Man sollte auch Zuversicht in die Zukunft haben, und sich von bedrückenden Ereignissen in der Welt nicht runterziehen lassen. Ganz besonders brauchen junge Funktionäre auch Tatkraft.

Hat dir die Tätigkeit in der Bezirksleitung berufliche Vorteile verschafft?

Durch die verschiedenen Ausbildungen und Seminare die ich besuchen durfte brachte es mir definitiv persönliche Vorteile und somit auch automatisch Vorteile in meinem Beruf. Zum Beispiel ein sicheres und selbstbewusstes Auftreten konnte ich nicht nur bei der Landjugend gut gebrauchen, sondern auch in meiner Arbeit.

Das möchte ich der Landjugend Pinzgau sagen/mitgeben:

Habt Zuversicht, habt Toleranz und falls euch etwas allzu Negatives umkreist, nehmt dazu Stellung und sprecht es an.

Berta Hartl (1967-1969) Saalfelden

Wie alt warst du, als du in der Bezirksleitung tätig warst? Mit wem warst du? 

Zu Beginn war ich 20 Jahre alt und einer meiner Bezirksleiter war Portenkircher Hermann. Ich war zuvor mit Immlauer Franz in Saalfelden als Leiterin tätig und dann haben wir uns alle in der Bauernkammer getroffen und die Wahl fiel auf mich.

Was war dein Highlight während deiner Zeit in der Bezirksleitung?

Auch heute noch denke ich oft daran zurück, die Landjugend Leogang hat mich zu ihrer Jahreshauptversammlung eingeladen und damals hatten wir kein Auto und keinen Führerschein, deshalb bin ich mit dem Fahrrad hin und auch wieder zurück

Welche Herausforderungen galt es während deiner Zeit in der Bezirksleitung zu bewältigen?

Eine Herausforderung war natürlich das wir kein Auto hatten, es war eine Katastrophe und auch telefonieren konnten wir nur bei unserem Nachbar. 

Würdest du wieder den Schritt in die Bezirksleitung machen?

Ja, ich würde es machen, aber vermutlich ein wenig anders – viel selbstbewusster und selbstbestimmter. Ich wüsste jetzt besser was ich wollen würde.

Antworten der aktuellen Bezirksleitung:

Wie alt warst du, als du in der Bezirksleitung tätig warst? Mit wem warst du? 

Begonnen haben wir mit 16 (Simone) und 18 (Noah) Jahren, also eine wirklich junge Bezirksleitung.

Was hat dich motiviert in so jungen Jahren ein Ehrenamt anzunehmen?

Es bereitet uns Freude Projekte anzugehen, im Bezirk mit den Ortsgruppen und darüber hinaus zu arbeiten. Natürlich knüpft man auch viele Freundschaften und ein tolles Netzwerk. Hier entstehen unweigerlich viele tolle Momente während, und rund um die LJ-Arbeit.

Was war dein Highlight während deiner Zeit in der Bezirksleitung?

Alles in allem ist ein Highlight! Besonders hervorzuheben sind allerdings immer unsere Ausschussklausuren und die Zusammenarbeit mit unseren OGs.

Welche Herausforderungen galt es während deiner Zeit in der Bezirksleitung zu bewältigen?

Die Funktionärssuche gestaltet sich in keiner Ortsgruppe einfach, ähnlich ist die Situation im Bezirk. Viele motivierte Personen wissen bestimmt noch nicht über die Arbeit über den Ortsausschuss hinaus Bescheid und müssen erst darauf aufmerksam gemacht werden, um tiefer in die Landjugend einzutauchen. Viele Ortsgruppen sind in ihren Gemeinden sehr aktiv, das Angebot seitens der Bezirksorganisation bei Bewerben, Kursen und Seminaren im ganzen Pinzgau teilzunehmen besteht seit geraumer Zeit. Teilweise hat es sich schlichtweg einfach noch nicht eingebürgert diese zu besuchen. Die jungen, engagierten Mitglieder müssen mitgerissen und motiviert werden, über die Ortsgrenzen hinaus in der Landjugend aktiv zu sein. 

Was konntest du dir aus deiner Zeit in der Bezirksleitung mitnehmen oder was konntes du lernen bzw. was prägt dich bis heute?

Unsere Zeit in der Bezirksleitung ist noch nicht vorbei, vieles mitnehmen konnten wir uns bisher aber allemal. Viele Schulungen und Kurse, natürlich auch die Praxis, verleihen uns ein selbstbewussteres Auftreten und die Fähigkeit mit vielen Personen zusammen zu arbeiten, Lösungen und Kompromisse zu finden. Natürlich nimmt man sich auch viele wunderbare Momente und Freundschaften mit -  Freundschaften, die über die LJ-Zeit hinaus anhalten und stets um Rat und Beistand gebeten werden können. 

Die Landjugend ist ein schnelllebiger Verein. Was hat sich seit deiner Zeit in der Bezirksleitung maßgeblich verändert?

Bereits seit Antritt unseres Amtes haben sich einige Dinge getan. Allen voran der personelle Wechsel in den Ortsgruppen. Jährlich darf man viele neue Gesichter kennen lernen und gemeinsam Arbeiten. Viele Freundschaften wurden geknüpft, welche ohne LJ vermutlich nie zustande gekommen wären. Ganz besonders sind hier die Kolleginnen und Kollegen im Bezirksausschuss zu erwähnen.

Würdest du wieder den Schritt in die Bezirksleitung machen?

Ja, unbedingt!

Was wir unseren Ortsgruppen und Mitgliedern sagen möchten:

Danke! – Danke für die tolle Zusammenarbeit und die vielen schönen Momente! Danke für eure Verlässlichkeit und eure Aufgeschlossenheit unseren Vorhaben gegenüber! Danke dafür, dass ihr euch eurer Aufgabe in der Landjugend angenommen habt und unser Land nachhaltig und gut gestaltet! Bleibt wie ihr seid und macht weiter so! Auf eine weiterhin so gute Zeit mit euch!

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