Wald - Werte - Wandel: Forstwirtschaft neu gedacht
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an den Wald denken? Blätterrauschen, Ästeknacken & Waldgeruch? Knapp 40 agrarisch interessierte Mitglieder denken beim Begriff „Wald“ nun an Renaturierung, Smart Forest Tools und klimafitte Bewirtschaftung in der Forstwirtschaft.
Am 14. Mai 2025 versammelten sich Salzburgs Junglandwirte, landwirtschaftlich begeisterte Landjugendmitglieder und Forstexperten im Festsaal der Gemeinde Pfarrwerfen und informierten sich über brandaktuelle Themen in der Forstwirtschaft. Zu Gast waren auch Kammerrätin und Ortsbäuerin von St. Johann Cornelia Rohrmoser und Kammerrat Rupert Ortner.
Im Fokus der Veranstaltung standen Herausforderungen, mit denen die heimische Forstwirtschaft heute konfrontiert ist – vom Klimawandel über Biodiversitätsverlust bis hin zu gesellschaftlichen Erwartungen an nachhaltige Waldnutzung. Drei hochkarätige Referenten beleuchteten zentrale Aspekte und zeigten auf, wie Zukunft im Wald gestaltet werden kann.
Renaturierung als neue Obrigkeit
Forstmeister Dipl. Ing. Gregor Grill von der Landwirtschaftskammer Salzburg eröffnete den Abend mit einem Vortrag über die EU-Renaturierugsverordnung, die im Rahmen des Green Deals erlassen wurde. Ziel ist es, den europäischen Kontinent klimaneutral zu machen und die Natur in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen – ein Anspruch, der teils im Widerspruch zur land- und forstwirtschaftlichen Nutzung steht. Grill machte deutlich, dass sich durch diese Verordnung zahlreiche Zielkonflikte ergeben, etwa zwischen dem Wunsch nach unberührter Natur und dem Bedarf an nachhaltiger Holzbewirtschaftung. Die Umsetzung der Verordnung stellt die Mitgliedsstaaten vor große finanzielle und strukturelle Herausforderung. Zudem fehlen bei der Ausarbeitung forst- und landwirtschaftliche Perspektiven.
Innovation trifft Klimaschutz
Dipl. Ing. Martin Winkler, Forstberater an der Landwirtschaftskammer Salzburg und Geschäftsführer von proHolz Salzburg, legte den Fokus auf Innovationen in der Waldbewirtschaftung und Holzverwendung. Er betonte, dass der Wald nicht nur CO² speichert, sondern auch ein bedeutender Wirtschafts- & Kulturraum ist, mit Relevanz für Staatsfinanzen und gesellschaftliche Bedürfnisse. Ein unbewirtschafteter Wald birgt laut Winkler Risiken wie Borkenkäferbefall und Windwürfe – und kann durch CO²-Freisetzung sogar klimaschädlich werden. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Forstabteilung der LK Salzburg auf digitale Werkzeuge wie die Smart Forest Tools, die fortlaufend weiterentwickelt werden und eine datenbasierte Beratung ermöglichen. Auch der Holzbau wurde thematisiert: Holz als Baustoff der Gegenwart und Zukunft stärke nicht nur die regionale Wertschöpfung, sondern sei auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.
Junge Wälder, klare Wege: Was Waldbesitz heute braucht
Dipl. Ing. Georg Kleinferchner, Forstlehrer an der LFS Tamsweg, schloss die Vortragsreihe mit einem praxisorientierten Blick auf die forstliche Ausbildung und klimafitte Waldwirtschaft. Er erläuterte, welche Kompetenzen heute notwendig sind, um auch in Zukunft ertragreiche und stabile Wälder zu sichern. Im Zentrum stehen Anpassungsfähigkeit, Resilienz und Artenwahl – etwa die Zunehmende Ablösung der Fichte durch klimaresistentere Baumarten wie Weißtanne oder Bergahorn. Außerdem beleuchtete er die Unterschiede zwischen Frühjahrs- und Herbstaufforstung, etwa in Bezug auf die Wetterabhängigkeit und Wurzelentwicklung. Seine langjährige Erfahrung in Ausbildung und Praxis machte deutlich: Eine bewusste und vorausschauende Bewirtschaftung ist unerlässlich für die Zukunft der heimischen Wälder.
Landesleiterin Magdalena Fink und Landesleiterin Stellvertreterin Kathrin Gruber führten durchs Programm. Die Landjugend Salzburg zeigte sich mit dieser Veranstaltung einmal mehr als Plattform für Wissenstransfer, Dialog und Zukunftsthemen am Land.